Auf immer digital – Werkdatenbank Bildende Kunst Sachsen

Sie existiert bereits seit 2019 und doch ist die „Werkdatenbank Bildende Kunst Sachsen“ (WBKS) vielen noch gar kein Begriff. Dabei wird sie seither kontinuierlich gefördert. Susanne Magister, die immer am ersten Dienstag im Monat in unseren Räumen Beratungsgespräche anbietet, bringt uns auf den allerneuesten Stand.

KBD: Die WBKS gilt als Pionierleistung, da sie bundesweit das erste Projekt war, in dem künstlerische Werkbestände von Künstler:innen und Nachlasshalter:innen selbst erfasst und gebündelt präsentiert werden können.

Susanne Magister: Richtig. Der jetzt vorliegenden WBKS liegt eine Vorläuferversion zugrunde, die angedockt an die „Künstlernachlässe Berlin/Brandenburg“ an die sächsischen Bedürfnisse angepasst war. Aus der heraus konnte dann, seit 2016, und in Kooperation mit der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), die WBKS entwickelt werden. Eine große Fördersumme des SMWKT hat das möglich gemacht. Der Prototyp wurde 2019 vorgestellt und wird sukzessive und sachsenweit weiterentwickelt, d.h. die Verbände in Chemnitz, Dresden und Leipzig arbeiten gemeinsam daran.

KBD: Wie ist der aktuelle Stand?

SM: Mittlerweile sind insgesamt 26.000 Werke eingestellt, knapp 170 Künstler:innen sind angemeldet, online sichtbar sind davon etwas über 100.

Um die Struktur der Datenbank noch genauer zu erklären: Jede Person hat die Chance, eigene Werke in beliebiger Zahl einzustellen. Wir empfehlen immer einen Kernbestand. Im zweiten Schritt kann er/sie entscheiden, welche der Arbeiten wirklich öffentlich zugänglich sein sollen. Ein großer Mehrwert ist schließlich auch die seit 2022 Stück für Stück erfolgende Weitergabe der Werkdatensätze in Verbundnetzwerke (Deutsche Fotothek, arthistoricum.net, Deutsche Digitale Bibliothek (DDB sowie Europeana), was die Sichtbarkeit der sächsischen Kunstschaffenden weiter erhöht.

KBD: Das Wichtigste zur Werkdatenbank in Kürze: Susanne, was ist das Hauptanliegen des Projekts?

SM: Zum einen und allem voran ist sie ein Handwerkszeug für die einzelne Künstler:innen, die sich mit ihrer Eingabe eine digitale Werkdatenbank online und in beliebiger Größe sichern kann. Darüber hinaus ist damit nicht nur die Sichtbarkeit einzelner gesichert, sondern insgesamt erscheint die WBKS dann auch als ein Schaufenster für die sächsische Kunst.

Außerdem dient die WBKS auch als Recherche- und Netzwerktool für Kunstwissenschaftler, Galeristen oder Museumsmitarbeiter. Die haben die Möglichkeit mit einer sehr komplexen Verschlagwortung, sei es nach Themen, Medien, Materialien und verschiedenen anderen Kriterien zu suchen. Wir sind hier beständig dabei zu erweitern. Das ist die Ausgabeseite, die mindestens genauso wichtig ist.

KBD: Du bist 2019 eingestiegen. Inzwischen hast du schon wieviel Beratungen durchgeführt?

SM: Seit ich 2019 eingestiegen bin, gibt es dieses monatliche Angebot, sich dienstags im Künstlerbund beraten zu lassen. Darüber hinaus ist es jederzeit möglich, telefonisch nochmal nachzuhaken oder auch überhaupt telefonisch oder per Mail Dinge zu klären. Es werden schon so um die 100 Beratungsgespräche sein, die ich inzwischen geführt habe. Viel Zeit nimmt die Betreuung der Nachlässe ein, wo wir dann vor Ort auch über längere Zeit und ganz intensiv zusammenarbeiten.

KBD: Und hier müsst ihr beständig um die weitere Finanzierung bangen.

SM: Die gute Nachricht zuerst: Zum Glück ist die Langzeitarchivierung und technische Betreuung der Datenbank selbst dauerhaft über die SLUB gegeben. Es besteht also kein Anlass zur Sorge, dass die einmal hochgeladenen Daten dann nicht mehr abrufbar sind.

Was aber die für uns so wichtige Anlaufstelle für Beratungen und in bestimmten Fällen auch konkrete Unterstützungsleistungen z.B. bzgl. der Digitalisierung von Datenbeständen anbetrifft, hier ist die personelle Situation zumindest für die nächsten beiden Jahre gesichert.

Denn, obwohl bereits Tutorials entwickelt wurden und auch ein Handbuch im Entstehen begriffen ist, ersetzt das nicht die persönliche Beratung und Hilfestellung. Im ein oder anderen Fall ist das persönliche Gespräch dann doch der entscheidende Anstoß, sich zu registrieren und die eigenen Daten hochzuladen oder sich überhaupt mit dem Thema Nachlass zu beschäftigen

Sie ist allerdings abhängig von der Haushaltsplanung des Freistaates Sachsen, sodass wir hier immer wieder gegenüber den Regierungsparteien vermitteln müssen, wie wichtig digitale Instrumente und eine digitale Entsprechung für die Vermittlung von zeitgenössischer künstlerischer Arbeit ist.  Dazu gehört natürlich auch die Diskussion um die Erhaltung der physischen Werke.

KBD: Aktuell wird die WBKS noch einmal erweitert. Was steht gerade an?

SM: Der LBK ist tatsächlich sehr umtriebig, neue Fördertöpfe aufzutun. Gerade eben wird die Datenbank auf diese Weise um eine digitale Ausstellung erweitert und damit nochmal auf eine neue Ebene gehoben. Es entsteht hier eine 3D-Ausstellungsplattform, die es den Künstlern perspektivisch ermöglicht, selbst eine eigene Ausstellung zu kuratieren. Genauso können gemeinsam mit dem LBK thematische Ausstellungen generiert werden. Die erlauben es digitalen Besuchern, einen digitalen Ausstellungsraum zu betreten.

KBD: Das ist aber im Moment noch Zukunftsmusik?

SM: Das ist Zukunftsmusik, aber heiß am Entwickeln – das kommt in diesem Jahr! Hierfür konnten Mittel aus dem Förderprogramm KulturErhalt des SMWKT gewonnen werden, welches ausdrücklich zur Resilienzstärkung und Entwicklung digitaler Konzepte im Kulturbereich aufgelegt wurde.

KBD: Es entsteht also keine Doppelung, sondern wirklich etwas Neues?

SM: Ja, denn es ist wirklich eine andere Sache, ob man sich Kunst flach in der Werkdatenbank abruft oder durch einen digitalen Raum geht. Außerdem ermöglicht es Künstlern, sich niedrigschwellig eine eigene virtuelle Ausstellung zu erstellen und damit dann auch in Schließ-, Pandemie- oder anderen Ausfallszeiten zumindest online präsent zu sein.

KBD: Diese Räume werden dann auch richtig gestaltet sein?

SM: Es wird sich schon um einen vorgegebenen Show-Room handeln, der aber ähnlich wie im realen Ausstellungsraum Möglichkeiten bietet, Wandflächen farbig zu gestalten oder Stellwände einzubringen.

Eine weitere Idee dabei ist auch, die Werkdatenbank nochmal anders erfahrbar zu machen. Über die Verschlagwortung ist es möglich nach Themen wie bspw. Akt, Engel, Pleinair, digitale Gruppen-Ausstellungen umzusetzen.

KBD: Letzte Frage: Können auch Audios und Videos eingebunden werden?

SM: Leider nein, aktuell geht das noch gar nicht, aber die Programmierer:innen arbeiten derzeit daran. Hier wird noch nach Lösungen gesucht, weil es problematisch ist, Hunderte Megabyte große Dateien aufzunehmen. Auch eine Verlinkung auf andere Plattformen wie Vimeo oder YouTube ist nicht wirklich zufriedenstellend.

Interview und Foto: Christine Gruler

Kurzinfos hier

Klappe die vierte: „WILLKOMMEN! Neue Besen – Alte Hasen“

Im vierten und in diesem Jahr letzten Willkommensritual lassen drei Neu-Mitglieder ihre Themen und Formen in Dialog mit denen dreier von ihnen ausgewählter Partner treten, die schon lang dem KBD angehören. 

Anstoß zu Gespräch und Dialog bieten diesmal folgende Neu- und Bestandsmitglieder:

Jonas Engelhardt betreibt ein Spiel mit Materialien wie Asche, Ton und Epoxidharz. Motivisch streift er Geburt, Kindheit und Tod. Mit dem Cross-Over-Artist Detlef Schweiger hat er sich einen Tandem-Partner gewählt, der in amorphen Formen antwortet. Ein Tusch auf die Kontraste!

In ganz konkreter Formsprache gehen die plastischen Wandobjekte von Pietro Sabatelli, der Gipsmodule im 45-Grad-Winkel arrangiert, und Gerd Küchler, dem Konstruktiven, in eine Resonanz der Zahlen.

Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur beschäftigt Ulrich Stolz. Der Landschaftsarchitekt und Raumstratege, hat sich für seinen Start im Künstlerbund Dresden Andreas Kempe an die Seite gestellt, der in das Archiv seines Vaters, eines Biologen und Umweltschützers zurückgreift.

Wir freuen uns also über Arbeiten der Tandem-Paare:

Jonas Engelhardt mit Detlef Schweiger
Pietro Sabatelli mit Gerd Küchler
Ulrich Stolz mit Andreas Kempe

Wir freuen uns über Ihren Besuch!

Eröffnung: 08.12.2022 | 18 Uhr;
Begrüßung: Katharina Lewonig und Jens Küster

Ausstellungsdauer:  08.12.22 – 12.01.23

Öffnungszeiten: Di und Do, 9.30 – 17 Uhr

MAG im Albertinum

Die Minimal Art Gallery (MAG), eine von Suntje Sagerer kuratierte Ausstellung en miniature, ist vom 8. bis 18. Dezember, zum Gast im Lichthof des Albertinum. Marten Schech  hat die Ausstellungsarchitektur entwickelt. Und für die Visuals in den sozialen Medien sorgt Anita Müller.

„Die Gunst der Stunde“, so der Untertitel der miniaturisierten Ausstellung in der Ausstellung, liegt in der Nutzung des Moments. Schließlich sieht Suntje Sagerer ihre Skulptur vor allem auch als eine Herausforderung (s. auch unser Interview vom 14.11.22).  In ihrer Intervention im Albertinum möchte sie, mit ihren Mitstreiter:innen, auf die Misstände im institutionalisierten und kommerzialisierten Kunstbetrieb aufmerksam machen.

Die Gunst der Stunde im Albertinum

Die hierzu von Marten Schech entwickelte modellhafte Ausstellungsarchitektur bietet auf kleinem Raum Platz für verschiedene künstlerische Positionen, deren Werke sich mit Spannungsverhältnissen zwischen Prekarität und Privileg, kommerzialisierten Strukturen und deren Subversion in- und außerhalb der Kunstwelt befassen.

Insbesondere die der MAG inhärenten Paradoxien einer unkommerziellen Kunstgalerie und eines autonomen Ausstellungsformats, das dennoch auf seine räumliche Platzierung angewiesen ist, setzen in ironischer Weise institutionenkritisches Potenzial frei. Die kuratierte Ausstellung en miniature fordert auf unterschiedlichen Ebenen dazu auf, in Zeiten von Unsicherheiten und Ungewissheiten über Kunst und Alltag als Schauplätze von Gelegenheiten zu reflektieren.

Neben Suntje Sagerer und Anita Müller ist mit Stephanie Lüning als Ausstellende ein weiteres KBD-Mitglied involviert. Die Ausstellenden hier im Überblick:

Marc Dion (US) | Suzanne Treister (UK) | Johanna Rüggen (DE) | Stephanie Lüning (DE) | Andre Wagner (DE) | Tai Shani (UK) | Anna Leonhardt (US) | Wilhelm Mundt (DE) | Melo Börner (DE) | Tobi Keck (DE) | Rosi Gibbens (UK) | Lucie Freynhagen (DE) | Andreas Ullrich (DE) | Nadja Kurz (DE) | Martin Honert (DE) | Jonas Lewek (DE) | Grit Aulitzky (DE) | Wayan Upadana (ID)

Eröffnung: 08.12.2022, 16 Uhr, Albertinum Dresden

(KBD/Christiane Schürkmann)

Banderole, Banderole

Unser Imageflyer hat jetzt auch seine Bauchbinde erhalten. Und schaut mal, Banderole, Banderole! Ob gefaltet oder in voller Länge ist sie doch ein Schmuckstück. Das Spiel mit Farbe und Form ist eröffnet. Damit es auch weiter lustig bleibt, sind wir dabei in Zusammenarbeit mit einer Dresdner Agentur eine neue Website zu erstellen. Arbeitstitel: Atelierverzeichnis. Wir geben euch damit nochmal mehr Sichtbarkeit und verhandeln dort vor allem auch die Raumfrage neu, die 2023 thematisch im Vordergrund unserer Arbeit stehen soll.

Gefährdete Kunstorte in Dresden

Suntje Sagerer hat ihr Konzept der Minimal Art Gallery (MAG) weiterentwickelt und gemeinsam mit ihrer Kollegin Lisa Maria Baier ein Projekt ins Leben gerufen, das die drängende Raumfrage sichtbar macht. Wir haben mit den beiden gesprochen.

KBD: Suntje, du hast schon 2014 ein Konzept entwickelt, bei dem du mit sehr wenig Raum auskommst. Was war damals dein Ausgangspunkt?

 Suntje Sagerer: Damals war es die Situation Künstlerin und gleichzeitig Mutter zu sein. Ich bin noch im Studium Mutter geworden und habe schnell gemerkt, dass ich nicht mehr genügend Zeit und Konzentration hatte.  Mein Kleinkind hat viel Aufmerksamkeit gefordert und trotzdem wollte ich meinen Job als Künstlerin nicht aufgeben, weitermachen. Wenn du einmal in Kunst denkst, denkst du schon beim Aufwachen darüber nach, wie du diese oder jene Idee am besten verwirklichen kannst und abends schläfst du damit auch wieder ein.

Du hast dann einen tollen Weg gefunden, als du bei deinen Eltern auf dem Dachboden stöbertest.

Suntje Sagerer: Ja, ich stieß dort auf die Puppenstuben-Utensilien meiner Kindheit und fing an, damit Szenerien aufzubauen. Ich baute mir kleine Räume aus Schachteln und begann diese Szenerien mit Puppen und Möbeln im DDR-Design zu fotografieren. In der dabei entstandenen Fotoserie Masters of Society ging es um unkonventionelle Familienbilder, also eher um das Gegenteil einer heilen Welt. Es war auch eine Art Reflexion meines eigenen Zustands. Die innere Welt intensiv nach außen zu bringen, das ist eine authentische Form von Kreation. Und darum geht es mir auch jetzt.

Zusätzlich zur Beschäftigung mit dir und deiner Situation verfolgst du inzwischen aber auch einen Ansatz, der nicht nur minimalistisch, sondern zusätzlich auch kollektiv ist.

Suntje Sagerer: Tatsächlich hat sich das schrittweise aus der Fotoserie, die ich 2013 in Shanghai zeigte, heraus so entwickelt. Mir fehlte der Kontakt zu Kollegen, ich hatte den Wunsch aus meiner Mutterrolle auszubrechen und in der Kunstwelt wieder mehr mitzuspielen. Aus meiner Sammel-Leidenschaft wurde die Minimal Art Gallery. Meine Idee war, eine Ausstellung mit echten Kunstwerken in das kleine Haus zu kuratieren, die Galerie in klein.

Indem du Kolleg:innen eingeladen hast, bei dir auszustellen, gelang es dir  am Ende, 18 Künstler:innen auf 2 m2 Raum unterzubringen. Wie hat sich das angefühlt?

Suntje Sagerer: Es war wirklich großartig, denn ich bekam genau das, was ich wollte und brauchte: Kontakt, Austausch und eine Menge Spaß! Und ich erinnere mich noch heute an alle einzelnen Positionen in dieser MAG und bin sehr dankbar für die tolle Unterstützung, für die vielen Ideen, denn das hatte ja auch einen großen integrativen Aspekt.

In diesem Jahr bist du noch einen Schritt weiter gegangen. Du hast in einem alten Camper einen „Artspace“ eingerichtet und nennst das MAG mobile. Was willst du hier neben bewegen?

Suntje Sagerer: Es geht auch darum, mit einer schwierigen Situation umzugehen und damit künstlerisch zu arbeiten. Konkret möchte ich auf die immer weniger werdenden Frei- und Kreativräume aufmerksam machen. Darauf, dass die Kunstwelt immer elitärer wird und dass, wer nicht aus wohlhabendem Elternhaus oder aus einer renommierten Künstlerfamilie stammt, kaum Chancen hat die gefragten überdimensionalen Werke zu schaffen.

Freiräume für Kunst zu erhalten, daraus ist jetzt ein Projekt in Kooperation mit Lisa Maria Baier entstanden. Wie seid ihr hier zusammengekommen?

Lisa Maria Baier: Wir sind Freundinnen und Kolleginnen. Suntje fragte mich, ob ich nicht ein Projekt in ihrem Bus machen wolle. Daraufhin habe ich ein Konzept entwickelt auf der Basis „Sleeping in my car- what if there is no room“.

Also, was machen, wenn ich am Ende im Auto schlafen muss, wenn ich mir alles andere nicht mehr leisten kann?

Lisa Maria Baier: Ja, tatsächlich ist es ja so, dass binnen kürzester Zeit jeder bezahlbare Projekt- und Freiraum besetzt und vermietet wird. Die Orte leisten damit immer einen großen Beitrag für das soziokulturelle Leben in Dresden. Doch dieses Engagement wird selten nachhaltig geschützt oder gefördert. Die Tendenz der Stadt Dresden kreative Freiräume und bezahlbare Ateliers, Proberäume und Werkstätten zu halten, sinkt deutlich. Gleichzeitig zeigt aber der Wille und die Bereitschaft vieler Menschen, solche Orte lebendig zu halten, dass es noch immer möglich ist, unkommerziell einen Freiraum ganz nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Du hast jetzt bereits einige Protagnisten der Freien Szene ins MAG mobile geladen und mit ihnen gesprochen.

 Lisa Maria Baier: Genau, ich habe bspw. Christiane Mennicke-Schwarz vom Kunsthaus in den Bus geladen, die Bildenden Künstlerinnen Claudia Kleiner und Sara Hoppe. Kamera, Schnitt, Ton, das sind außerdem meine Jobs.

 Was erhofft ihr euch von eurem Projekt?

 Wir wollen die Situation Kulturschaffender in Subkulturbereichen sichtbar machen. Wir wünschen uns Vernetzung. Und am Ende steht der große Wunsch nach subventionierten Kreativräumen im Stadtinnern.

Abschließend: Wo müssten die Stellschrauben gestellt werden, damit endlich was anders wird?

Lisa Maria Baier: Arbeitsräume müssen dringend auch durch Subventionen, durch öffentliche Gelder mitfinanziert werden. Um bestehende Kreativräume bezahlbar zu erhalten, müssten auch Gelder von der Hochkultur auf die Subkultur umverteilt werden. Deshalb ist unser Ziel auch, den mit Hilfe weiterer Interviews entstehenden Film zum Thema „Gefährdete Kunstorte in Dresden“ am Ende vor dem Rathaus, verbunden mit einer Kundgebung, zu zeigen. Wir wollen Herrn Hilbert an seine Versprechen erinnern.

Interview: Christine Gruler

Über diesen Link geht es zum Video von Lisa Maria Baier 

Aufruf: Jüdische Geschäfte in Dresden

Lisa Maria Baier, Neu-Mitglied im KBD seit diesem Frühjahr, und vielen schon bekannt durch die Medienberichterstattung über ihre politische Aktion in Görlitz, ruft euch um Hilfe für ihr neues Projekt:  „Geschäft gesucht“.

In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Gedenkbuch, der in Dresden die Namen von 7100 jüdischen NS-Opfern in Dresden erfassen konnte, hat Lisa Maria Baier bereits die Geschäftsstellen von über 70 jüdischen Unternehmer:innen ausfindig gemacht.

Es sei schwierig, erzählt sie, an diese Informationen zu gelangen, weil keine öffentliche Kartei der über die SA gelisteten jüdischen Geschäfte existiere. Anhand damaliger Zeitungsanzeigen konnte sie dennoch bereits ein Archiv aus alten Werbeplakaten der Jahre zwischen 1920 und 1938 erstellen, das auch die Namen der jüdischen Gewerbetreibenden sowie die Anschrift der Geschäfte enthält.

Weitere Beweise für erfolgreiches jüdisches Unternehmertun gesucht

Jetzt sucht sie weiter nach Beweisen für das erfolgreiche Unternehmer:innenleben der jüdischen Bevölkerung in Dresden. „Zusammen mit meinem Künstlerkollegen Christian Silvester Seemann haben wir Aufsteller gebaut,“ erklärt Baier,  „welche die Plakate als ‚Kundenstopper‘ zeigen. Unter der Überschrift: „Geschäft gesucht“.

Die Schilder waren am 9.11.2022 schon auf der Weißen Gasse, Ecke Wilsdruffer Strasse, im Öffentlichen Raum zu sehen und in Kooperation mit dem „Gang des Gedenkens“ auch vor dem Kulturpalast.

Als Anliegen formuliert Lisa Maria Baier: „Die Frage, wo die Geschäfte sind, soll die Vergangenheit in die Gegenwart rücken und Passant*innen dazu bringen, selbst Sensibilität und Neugier zu entwickeln, für das Archiv und dessen Erweiterung.“

Unter folgendem Link ist eine von ihr erstellte Karte einsehbar, die für Erweiterungen und Veränderungen offen ist:

https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1Zgs3BWY3B1WlIPEA-1SkV97lakoKo98&ll=51.049778554267405%2C13.712542999999986&z=13

Und genau hier seid Ihr auch gefragt: Lisa Maria Baier ist für jede weitere Information,  jede Geschichte, jede Erinnerung und jeden Hinweis offen.

 

Willkommen! Neue Besen – Alte Hasen

Noch bis zum 24.11. präsentieren sich im inzwischen bewährten Gespann mit einem/einer jeweils selbst gewählten Tandem-Partner:in drei Neu-Mitglieder des Künstlerbund Dresden e.V. in der vierten Auflage des neu konzipierten Formats.

Jahna Dahms, die als Konzeptkünstlerin u.a. nach einer universellen Formensprache sucht, hat sich mit Ulrike Mundt eine Bestandskünstlerin ins Gespann genommen, die in Skulptur und Objekt an der Grenze zwischen Kunst und Design arbeitet.

Folker Fuchs hat sich malerisch und grafisch ausschließlich der Abstraktion verschrieben, während sich die von ihm gewählte Tandem-Partnerin Karen Koschnik sowohl in der Fläche als auch im Objekt immer im Bereich des Figurativen bewegt.

Ana Pireva, deren Papierarbeiten zuweilen auch in die dritte Dimension wachsen und zu raumfüllenden Installationen werden können, findet in Doris Titze ein Bestandsmitglied, zu deren zeichnerischer Haltung sie sich hingezogen fühlt.

Wir freuen uns also über Arbeiten der Tandem-Paare:

Jahna Dahms mit Ulrike Mundt
Folker Fuchs mit Karen Koschnik
Ana Pireva mit Doris Titze

Schaut vorbei!

Eröffnung: 27.10.2022 | 18 Uhr; Begrüßung: Marion Kahnemann und Janina Kracht

Ausstellungsdauer:  27.10. – 24.11.2022

Öffnungszeiten: Di und Do, 9.30 – 17 Uhr

 

Headerbild: Folker Fuchs, Ohne Titel, Gouache auf Papier, 2022

14. Biennale sächsischer Druckgrafik

Der Herbst ist da. Aber in Chemnitz fallen keine Blätter. Bis zum 20.11.2022 bringt die Neue Sächsische Galerie Chemnitz stattdessen Blätter an die Wand von vielen, die in der sächsischen Grafik-Landschaft pointiert Position beziehen.

Hundert Grafiken, ein Fokus: Bei dieser 14. Ausgabe der Biennale sächsischer Druckgrafik möchte die Neue Sächsische Galerie konzentrieren auf „untergründige gesellschaftliche Prozesse (…), die zunehmende Kälte des gesellschaftlichen Klimas ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken und auf den Nullpunkt als Umkehrpunkt und gleichzeitigen Teil einer Skala für prozessuale Wahrnehmungen verweisen.“ Mit dem Titel „Unter Null“ sollen gesellschaftliche Verwerfungen und Prozesse, die unter der Oberfläche brodeln angesprochen werden, so der Veranstalter.

Chris Löhmann, hier im Foto (Peter Hofmann) beim Druck seiner Arbeit „Night and fog (das jüngste Gericht)“, ist mit zwei Arbeiten vertreten.

Weitere beteiligte Künstler:innen des Künstlerbund Dresden: Hubertus Giebe,  Helene Heyder, Chris Löhmann, Maja Nagel, Detlef Schweiger, Karola Smy, Wolfgang Smy, Frank Voigt, Theresa Wenzel

Unter Null – Ausstellung vom 20.09. bis 20.11.2022 in der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz

Mehr Informationen zu Führungen, und Veranstaltungen hier.

 

Neue Legislatur – neuer Vorstand

Ein neuer Vorstand ist gewählt und wird nun wieder für ein Jahr die Geschicke des Künstlerbundes mit lenken.
Ihm gehören an:
Thomas Hellinger, Marion Kahnemann, Karen Koschnick, Janina Kracht, Jens Küster, Katharina Lewonig, Christian Rätsch, Günter Schöttner, Ulrich F. Stanke und Moritz Wippermann.